Gegen Schädlinge werden vielfach Hausmittel empfohlen. Bei einem ernsthaften Befall helfen diese Bekämpfungsmethoden wenig bis nicht. Daher stellen wir die gängigsten professionellen Methoden der Schädlingsbekämpfung vor.
Vier grundsätzliche Vorgehensweisen bei der Schädlingsbekämpfung
Die professionelle Bekämpfung von Schädlingen erfolgt mit vier grundsätzlichen Vorgehensweisen. Grundsätzlich gehört außerdem zur Vermeidung von Schädlingsbefall immer die Vorbeugung. Nach einer Bekämpfung ist ein Monitoring erforderlich, das wiederum dem nächsten möglichen Befall vorbeugt. Wenn Schädlinge im Haus sind, gibt es diese Arten der Bekämpfung:
- biotechnisch unter anderem mit Lebendfallen und Lockstoffen
- physikalisch durch Schlagfallen, thermische Verfahren (Wärmeentwesung und Bodendesinfektion mit Heißdampf) sowie Austrocknung mit giftfreiem Ungezieferpuderchemisch mit Giften
- biologisch durch natürliche Feinde der Schädlinge
Sehr effektiv ist die chemische Bekämpfung, gleichzeitig ist sie am meisten umstritten. Sie kann Gefahren für Menschen und Haustiere bergen, auch können die Rückstände die Umwelt belasten. Diesen Gefahren und Belastungen lässt sich aber vorbeugen. Lassen Sie sich zu diesem Thema von einem Fachmann unbedingt beraten!
Die Problematik der chemischen Bekämpfung
Chemische Bekämpfungsmittel setzen professionelle Schädlingsbekämpfer in Innenräumen stets vorsichtig ein. Sie weisen die Bewohner auf die Stellen der Anwendung hin und belehren sie über das richtige Verhalten, zu dem auch ausreichendes Belüften der Räume gehört. Zudem dosieren sie die Mittel angemessen. Ein Problem besteht durch im Handel frei verfügbare Schädlingsbekämpfungsmittel für den privaten Haushalt, für die erstens keine umfangreichen Prüf- und Zulassungsverfahren vorgeschrieben sind und die zweitens an Privatpersonen abgegeben werden, die sie ohne staatliche Prüfung anwenden dürfen. Dabei verschätzen sich diese Personen oft hinsichtlich der nötigen Menge und verwenden viel zu viel davon. Auch vergessen sie die Stellen, an denen sie die Mittel eingesetzt haben. Diese enthalten aber aggressive Wirkstoffe, die sich auf Böden, Wänden und Einrichtungsgegenständen ablagern. Anschließend gelangen sie unkontrolliert in die Raumluft und beeinträchtigen die Gesundheit der Bewohner und ihrer Haustiere – bis hin zu gelegentlichen Vergiftungsunfällen. Ein weiterer Punkt ist die unnötig häufige Anwendung. Durch diese besteht die Gefahr von Resistenzen der Schädlinge. Daher ist es immer ratsam, bei starkem Schädlingsbefall die chemische Keule nur durch einen staatlich geprüften Schädlingsbekämpfer einsetzen zu lassen. Die betreffenden Mittel sind:
- Insektizide gegen Insekten
- Akarizide gegen Spinnentiere und Milben
- Ovizide gegen Eier von Milben, Insekten und Parasiten
- Larvizide gegen Larven von Milben und Insekten
- Rodentizide gegen Nagetiere
Trotz der geäußerten Bedenken ist es in vielen Fällen nicht möglich, auf chemische Mittel zu verzichten. Andere Methoden wie beispielsweise die biologische Schädlingsbekämpfung, bei der natürliche Feinde die Schädlinge vertilgen sollen, sind im Haushalt kaum erfolgreich anzuwenden. Es wird zwar viel damit geworben, so unter anderem mit Schlupfwespen gegen Motten, doch der Erfolg bleibt bei einem wirklich starken Mottenbefall spärlich. Auch muss man mit Schlupfwespen richtig umgehen können.
Wie funktionieren Insektizide?
Insektizide sind Pestizide, welche Insekten und ihre Larven töten oder vertreiben beziehungsweise ihre Ausbreitung und Fortpflanzung hemmen. Der Einsatz erfolgt im privaten Haushalt, in Betrieben der Lebensmittelverarbeitung und -bevorratung sowie in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Die Insekten nehmen die Wirkstoffe über die Atmung, den Magen-Darm-Trakt oder per Berührung auf. Ein zusätzliches Mittel ist der Einsatz von Insektenpheromonen, welche die Insekten anlocken. Sie gelangen in eine Falle, wo sie mechanisch oder mit Insektiziden getötet werden. Grundsätzlich besteht bei allen Insektiziden die Gefahr einer Resistenzbildung bei längerer Verabreichung. Wenn die genannten Betriebe die Mittel dauerhaft einsetzen oder damit einen professionellen Kammerjäger beauftragen, wechseln sie zwischen verschiedenen Wirkstoffklassen. In der freien Natur geht es zusätzlich darum, nur schädliche Insekten zu treffen und verschiedene Nützlinge wie Bienen, Hummeln und Marienkäfer zu schonen. Das verlangt eine umfangreiche Expertise bei der Auswahl der Mittel und dem vorherigen Check, gegen welche Schädlinge sie sich richten sollen. Aus diesem Grund sollten Privatleute möglichst nicht auf eigene Faust Insektizide einsetzen.
Wie funktioniert eine Wärmeentwesung?
Dieses Verfahren der Schädlingsbekämpfung wird von Kammerjägern häufig angewendet. Es basiert darauf, dass Milben, Motten und Käfer mitsamt ihren Eiern, Larven und Puppen ab etwa 42 °C durch die Gerinnung von Eiweiß abgetötet werden. Vor allem in Betrieben der Lebensmittelverarbeitung und -lagerung kommt das Verfahren zum Einsatz. Das sind unter anderem Getreidemühlen, Produktionsbetriebe und die betreffenden Lagerhäuser. Dort möchte man keine Pestizide einsetzen. Für den Privathaushalt ist die Methode in Grenzen geeignet. Sie funktioniert auf zwei Wegen:
- a) Ein Spezialofen erhitzt die kalte Außenluft und drückt sie durch das Gebäude.
- b) Der Ofen steht im Gebäude und erhitzt die Raumluft, die dann im Umluftverfahren durch den Raum zirkuliert.
Die Wärmeentwesung bedarf keiner großen Vorbereitung. Es genügt, Fenster und Türen zu schließen sowie gegebenenfalls undichte Stellen in der Gebäudehülle ausreichend abzudichten. Maschinen und Fördersysteme sollen leer sein, müssen aber nicht demontiert und nicht einmal geöffnet werden. Je nach Raumvolumen, Gebäudekonstruktion, Anlagen und Einrichtungen kommen ein oder mehrere Öfen zum Einsatz. Sie erwärmen allmählich die gesamte Raumluft. Thermostate kontrollieren die Temperatur und sorgen dafür, dass sie konstant zwischen 50 und 60 °C liegt. In diesem Bereich sterben die Schädlinge, deren Reste anschließend abgesaugt werden, während Lebensmittel, Maschinen und Anlagen keinen Schaden nehmen. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Raumvolumen. Sie kann 13 bis 40 Stunden betragen. In dieser Zeit muss die Zieltemperatur gehalten werden, damit selbst in Hohlräumen keine Schädlinge überleben. Bei industriellen Großverarbeitern kommt die Wärmeentwesung praktisch kontinuierlich zum Einsatz. Aus energetischen Gründen findet sie in einer Wärmekammer statt, durch die automatisch die Paletten mit möglicherweise kontaminierten Produkten laufen. Die Wärmekammer hat dünne Innenwände, die aufgeheizt werden. Zwischen ihnen und der Außenwand liegt eine Isolationsschicht aus Steinwolle. Das gleichmäßige Aufheizen der Innenwänden verursacht nur einen vertretbaren Energieaufwand. Es ist keine Frischluftzufuhr erforderlich, weshalb hierfür der Energiebedarf entfällt. Im industriellen Bereich erfolgt die Temperaturregelung durch elektronische PID-Regler, die eine verschleißfreie und konstante Regulierung ermöglichen.